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Fotoserie „The Americans“

Museen könnten sich für einen Ankauf zusammentun

Bei Thomas Zander hängt Robert Franks legendäre Werkgruppe über die Amerikaner. Einen Millionen-Betrag will der Galerist für dieses letzte verfügbare Set des Deutsch-Schweizer Fotografen haben.Christiane Fricke 14.10.2024 - 14:27 Uhr Artikel anhören
Der gebürtige Deutsch-Schweizer Fotograf Robert Frank reiste mit einem Guggenheim-Stipendium Mitte der Fünfzigerjahre durch Amerika. Das Ergebnis veröffentlichte er zunächst in Buchform: „The Americans“. Abgebildet ist „Trolley, New Orleans“, aufgenommen 1955, abgezogen 1983. Foto: The June Leaf and Robert Frank Foundation, Pace Gallery und Zander Galerie

Köln. Als Thomas Zander 1996 seine Galerie in Köln eröffnete, ließ er sich von der Idee leiten, dass sehr viele gute Künstler nicht vertreten sind. Er dachte sich, „eigentlich muss man etwas für die tun, mit Leidenschaft und Enthusiasmus“. Inzwischen sind fast 30 Jahre vergangen, und Zander brennt für seine Künstler mit unverminderter Leidenschaft. Nur so ist erklärbar, dass er fast vier Monate lang beide Etagen seiner Galerie im Kölner Süden mit einem Werk bespielt, mit dem er im schlechtesten Fall nichts verdient außer viel Ehre.

Es geht um Robert Franks legendäre 83-teilige Fotoserie „The Americans“, die mit einem vom Fotografen selbst noch ergänzten 84. Bild bis zum 17. Januar 2025 bei Zander gastiert. Bis Juli 2025 hat der Galerist Zeit, um einen Käufer zu finden, der über zehn Millionen Euro für die Rarität in Schwarz-Weiß zu zahlen bereit ist.

Da stockt einem erst einmal der Atem. Kommen dafür hiesige Sammler oder Institutionen überhaupt infrage? Und warum zeigt er dieses nur in drei kompletten Sätzen existierende Konvolut ausgerechnet im leicht verschlafenen Köln und nicht in seiner Pariser Filiale oder auf der bevorstehenden Paris Photo?

Rückblende: Mit „The Americans“ schrieb sich der gebürtige Deutsch-Schweizer Robert Frank, Jahrgang 1924, in die Geschichte der Fotografie ein. Er war 1947 in die USA ausgewandert, verdiente sich sein Geld als Magazin-Fotograf und unternahm ab 1954, ausstaffiert mit einem Guggenheim-Stipendium, mehrere Jahre hintereinander Roadtrips durch die Vereinigten Staaten. Heraus kam ein Buch, das nach seinem Erscheinen 1958 schnell Kult wurde: „The Americans“.

Es war das ungeschminkte Gesicht einer Nation, quer durch alle Milieus, inklusive der mit latentem Abbildungsverbot belegten Randgruppen, das Frank zeigte. So hatte sich Amerika noch nicht gesehen, schonungslos, noch dazu in einem Stil, der in seiner Rauigkeit Konventionen zuhauf brach, mit unerhörten Unschärfen, Anschnitten und Perspektiven. Dabei war es Frank nicht um die einzelne Aufnahme, sondern um ein aus vielen Teilen zusammengesetztes Gesamtbild gegangen, das in der seriellen Anordnung des Buches filmische Qualitäten annimmt.

Auf seinen langen Wänden kann der Kölner Galerist Thomas Zander ganze Werkgruppen in Szene setzen. Bis zum 17. Januar ist Robert Franks „The Americans“ zu Gast. Foto: Zander Galerie

Das Set lag 40 Jahre im Banktresor, nachdem es Frank 1983 auf Agfa-Brovira-Papier abgezogen und zurückgelegt hatte. Es war seine Lebensversicherung, die er aber nicht anrührte. Nun ist es das einzige auf dem Markt verfügbare Konvolut. Zwei weitere sind in Museumshand: in der Addison Gallery of Art, Andover, Massachusetts in den USA, und im Maison Européenne de la Photographie, Paris.

Dass die Stiftung, die das Lebenswerk von Frank und seiner Frau June Leaf betreut, Zander – neben der Pace Gallery – für eine Zusammenarbeit auserkor, ist kein Zufall. Seit er vor bald 25 Jahren die amerikanische Fotografie als Thema entdeckte, arbeitet er eng und vertrauensvoll mit Nachlassverwaltern und den wichtigsten amerikanischen Galeristen zusammen.

So gelingt es Zander immer wieder, auch ganze Werkblöcke zu akquirieren, die er auf seiner langen Wand in Köln perfekt abrollen kann. „Ich kann auf diese Weise ein Verständnis für ein Werk als Ganzes wecken und etwas Geschlossenes vermitteln, was für den Sammler auch unter kaufmännischen Aspekten besser ist“, verriet er vor acht Jahren einmal in einem Gespräch mit der Autorin.

Der Zeitpunkt für so eine ehrgeizige Offerte ist gut gewählt. In diesem Jahr wäre Frank, der 2019 mit 94 Jahren starb, 100 Jahre alt geworden. Das Museum of Modern Art in New York (bis 11.1.) und das Museum Folkwang in Essen (bis 5.1.) haben ihm Ausstellungen gewidmet. Zander selbst zeigte das Set bereits im Sommer auf der Art-Unlimited-Sektion der Art Basel.

Blick in die Ausstellung „Robert Frank. The Americans. A Closer Look“ in der Galerie Thomas Zander. Ergänzt wird die Fotoserie von Filmen und Videos auf beiden Etagen sowie von einem Set von Kontaktabzügen im Erdgeschoss. Foto: Zander Galerie

Das zentral gelegene Köln wird die einzige Station für das Konvolut in Europa sein. Interessenten reisen an, etwa aus Athen, aus Mailand und aus Belgien. Doch die Stiftung ist vorsichtig. Immerhin handelt es sich um ein Kernstück des Archivs. Deshalb soll nicht derjenige den Zuschlag erhalten, der nur das Geld hat. „Eine Privatsammlung ohne Angliederung an ein Archiv oder Museum bekommt es nicht“, erklärt Zander auf Nachfrage.

Von den deutschen Museen würde die Serie dem Museum Folkwang mit seiner renommierten Fotosammlung, aber auch der Pinakothek in München oder dem Kölner Museum Ludwig gut zu Gesicht stehen. Letzteres vor allem, weil sich das Werk Franks mitsamt den Filmen perfekt in eine Abteilung fügt, die die jüngere Fotografie seit 1960 in einen größeren Zusammenhang mit der Medienkunst setzt.

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Eine Idee wäre eine konzertierte Ankaufsaktion. Das Vorbild lieferte 2016 der Erwerb des Restnachlasses von Umbo für 3,4 Millionen Euro durch die Stiftung Bauhaus Dessau, die Berlinische Galerie und das Sprengel Museum in Hannover. Er wurde damals von der Kulturstiftung der Länder moderiert, brauchte aber Jahre des Verhandelns und Geldeinsammelns. Im Fall Robert Frank müsste es wohl etwas schneller gehen. Vermutlich würden Sammler wie Bernard Arnault oder François Pinault nicht so lange fackeln.

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