Messe
Potente Sammler umgarnen

Düsseldorf. Die weltweit wichtigste Kunstmesse „Art Basel“ eröffnet nächste Woche wieder in Basel, in der Stadt, in der sie 1970 gegründet wurde. Unter ihrem Markennamen veranstaltet ihre Muttergesellschaft, die MCH, übers Jahr verteilt auch Messen in Miami Beach, Hongkong und Paris. Doch Basel „soll die zentrale Messe bleiben,“ sagt Maike Cruse, die als Direktorin ihre erst Ausgabe am Rhein verantwortet, dem Handelsblatt.
Nur am Stammsitz gebe es eine so große Sektion für Moderne, führt Cruse aus. Nur hier ergänzen die „Unlimited“-Halle für XXL-Kunstwerke und der „Parcours“, der Skulpturen für eine Woche in der Stadt verteilt, die Standpräsentationen in den Messehallen. Über 280 Aussteller präsentieren Sammlerinnen und Sammlern, Museumsdirektorinnen und -kuratoren aus aller Welt bis 16. Juni 2024 das Beste an zeitgenössischer und moderner Kunst.
Der Zugang ist begehrt, viele hoch bewertete Kunstwerke gibt es nur einmal. Sammelnde können eben auch Konkurrenten sein. Wer soignierte, elegante Menschen rennen sehen möchte, der beobachte den Einlass in Halle 2 am Dienstagmorgen. Jeder will der Erste sein, jede die erste Wahl haben in den heiligen Hallen der Kunstwelt.
Wie seit Jahren üblich ist der Zugang streng geregelt, um einen Massenandrang zu vermeiden. So haben die besten Kunden die Chance, sich vor einem Kauf eingehend mit den Galeristen auszutauschen. Die Art Basel hat nicht nur ein ausgedehntes VIP-System etabliert. Dienstag 11. Juni 2024 und Mittwoch 12. Juni sind ausschließlich den VIP-Sammlern vorbehalten. Das gibt es zeitlich freilich kürzer auf anderen Kunstmessen auch.
Einzigartig ist jedoch die Unterteilung der VIPs in drei Gruppen. Privatsammler, die im großen Stil einkaufen, Museen betreiben und Stiftungen unterhalten, gehören zur ersten Gruppe. Diese darf unter dem Label „First Choice“ ab Dienstag 11 Uhr das Angebot abklopfen. Die zweite Gruppe, „Preview“, darf erst ab Dienstag 16 Uhr dazustoßen.
Hierarchie der VIPs
Da sind die aufregendsten Kunstwerke vielleicht schon verkauft, aber viele andere Kunstwerke warten noch auf zahlungskräftige Käufer. Die dritte VIP-Gruppe hat dann ab Mittwoch 11 Uhr Zugang zu den beiden Hallen. Auch sie geben fünf- und sechsstellige Beträge und noch darüber für Kunst aus. Während das allgemeine Publikum, das eher schaut und nur vereinzelt kauft, erst ab Donnerstag in die Messehallen darf.
VIPs bekommen ihren Art-Basel-Pass gratis von der Messe, bzw. den Galeristen, bei denen sie viel kaufen. Wer aber Neuling ist, muss nicht bis zur Publikumsöffnung am Donnerstag warten. Das Premium-Ticket für 750 Franken schafft Zugang am Mittwoch und zur VIP-Stunde an den Publikumstagen. Zum Vergleich: Das Tagesticket für Donnerstag bis Sonntag kostet 68 Franken für eine Person.
Exklusive Entdeckungen kaufen
Wer sich erstmals für Kunst in der höheren Anlageklasse interessiert, fühlt sich womöglich überfordert von der Größe des Angebots, aber auch von Codes und Gepflogenheiten der Eingeweihten. Hier schafft das „Premium + Dicovery“-Ticket Abhilfe. Es ist allerdings nicht ganz billig. Das Ein-Tages-Ticket bietet für 1850 Euro eine Führung durch die Messe, den Besuch einer Privatsammlung und einer VIP-Veranstaltung der Stadt sowie ein Hotelangebot.
Für zwei Tage kostet das Beginner-Set für Gutbetuchte dann gleich 2960 Franken. Auf der Art Basel bekommt man dafür eher kein Kunstwerk, auf einer der zahlreichen Satellitenmessen vielleicht schon. In Basel beherrschen zwei, drei Dutzend internationaler Großgalerien den Markt. Der Einsteiger findet sie leicht. Sie sind um den lichtdurchfluteten Innenhof der Messe platziert. Sie verkaufen Kunst wie Objekte der Luxusgüterindustrie. Die kleineren Galerien sorgen für Kolorit, die eine oder andere Überraschung und machen mit jüngeren Positionen bekannt.

Die neue Direktorin der Art Basel hält sich zugute, das Programm verjüngt und diversifiziert zu haben: „22 Galerien stellen zum ersten Mal aus. Sechs kommen aus Asien,“ sagt Maike Cruse. Darüber hinaus ist die Verknüpfung der Messe mit der Stadt noch enger als in den Vorjahren. Der „Parcours“ zieht sich die Clarastrasse entlang. Im ehemaligen Hotel Merian treffen sich Basler und Messebesucherinnen bei freiem Eintritt zur Karaoke Bar oder Paneldiskussionen.
Die Art Basel ist eine Marke, die für höchste Qualität steht. Sie ist auch ein fruchtbares Geschäft. Denn für jede von der Jury bewilligte Galerie ist die Teilnahme eine Art Ritterschlag. Dass die Schweizer Kunst und Kommerz zu vereinen wissen, symbolisiert dieses Jahr auch ein Weizenfeld auf dem Messeplatz. Die Arbeit ist ein Remake und stammt von Agnes Denes. Die Land Art -Pionierin hatte 1982 ein Weizenfeld mitten in Manhattan zwischen Hochhäusern angelegt und damit früh die Themen Klima, Ökologie und Bodenspekulation angetönt.