Märkte Insight
Das neue Inflationsproblem der Notenbanken

New York. Kontrovers wurde über die Entscheidung der US-Notenbank Fed diskutiert: War es richtig, die Zinswende gleich mit einer großen Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt einzuleiten? Hat die mächtigste Notenbank der Welt vielleicht überstürzt gehandelt und riskiert, die Inflation wieder anzutreiben, die sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren so entschlossen bekämpft hat?
Die jüngsten Daten zeigen, dass die Geldpolitiker um Fed-Chef Jerome Powell vielleicht doch ganz richtiglagen mit ihrem XL-Zinsschritt. Der sogenannte PCE-Kernindex, der die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten ausklammert, stieg im August auf Jahresbasis um 2,2 Prozent und damit etwas weniger als erwartet. Er misst die persönlichen Konsumausgaben und ist ein bevorzugter Inflationsindikator der US-Notenbanker.
Fed-Vize Christopher Waller hatte bereits vor der Veröffentlichung der Daten am Freitag gewarnt, dass die Preissteigerungen plötzlich deutlich schwächer ausfallen könnten, als noch vor wenigen Wochen angenommen. Das wiederum könnte eine deutlich aggressivere Zinswende möglich machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bei ihrer kommenden Sitzung Anfang November die Zinsen erneut um einen halben Prozentpunkt senkt, ist deutlich gestiegen. Laut dem Fed-Watch-Tool der Terminbörse CME liegt sie bei 53 Prozent. Vor einem Monat lag der Wert noch bei knapp 13 Prozent.